Die Straßen und Schaufenster in der Innenstadt sind hellstens erleuchtet, der Bahnhof wirkt mit seiner Lichterkettenumrandung wie eine Comic-Zeichnung, das abgeworfene Laub der Bäume ist durch zahllose Glühbirnen ersetzt worden, an jeder Ecke steht ein Weihnachtsmann oder ein Tannenbaum und über ganz Hannover hängt der weihnachtliche Duft von Bratwurst, Schwenkgrill, Lagerfeuer, Glühwein und Kräuterbonbons (Zutaten bitte wahlweise ergänzen, ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit...).
Gestern abend sind mein Mann und ich diesem Duft einmal auf den Grund gegangen. Von Weihnachtsliedern auf Flöte, Zieharmonika oder Drehorgel begleitet strebten wir dem Kern der Innenstadt entgegen und landeten an dem riesigen Tor des Weihnachtsmarktes. Wir ließen uns mitreißen von dem Strom der verzauberungswilligen Weihnachtskollegen, vorbei an Nüssen, Lebkuchen und Clementinen, Feigen, Datteln und hunderterlei Süßigkeiten, wir erspähten so feierliche Dinge wie Edelstahl-Töpfe und tiefe, weiße Suppenteller, Kaffeebecher mit Kuhmotiven oder sogar Suppenkellen und zu unserer größten Verwunderung entdeckten wir auch Stände mit Kerzen und Weihnachtsartikeln.
Die süßen kleinen Holzbuden waren nett zurechtgemacht mit all ihrem Tannengrün und aus mindestens jeder zweiten duftete es auch sehr lecker nach allerlei Gebackenem, Gebratenem, Frittiertem oder Gegrilltem, immer vermischt mit dem untrüglichen Aroma von Glühwein mit und ohne Schuss. Ja doch, es war alles ganz nett anzusehen, aber der Strom der Menschen war unerbittlich und zog einen einfach mit sich fort, auch wenn man einmal etwas interessantes gefunden haben sollte, was nicht um ein Vielfaches teurer war, als in den Kaufhäusern.
Im Vorbeigehen las man dann solche Sätze wie "In den Preisen der hier ausgestellten Leuchtsterne sind die Leuchtmittel NICHT enthalten"...ah ja...
Interessant war auch die Mutti, die ihrem kleinen Sohn klarmachen sollte, welcher der 63 hier herumlaufenden Weihnachtsmänner denn nun der richtige wäre und sich ganz schnell ein weiteres Stück Puffer in den Mund schob, um an der Antwort noch etwas "arbeiten" zu können.
Ja, es war irgendwie nett auf dem Weihnachtsmarkt an der Marktkirche...aber gibt es etwas Neues? Nein...definitiv nein. Es ist immer die gleiche Mischung von Fressbuden und weihnachtlichem Einheitsbrei, den man dort angeboten bekommt. Innovativ ist anders...siehe Bremen oder Berlin.
Oh, fast hätte ich es vergessen, es gibt ja doch etwas neues: den Tannenwald am Holzmarkt. Sehr schön, sehr gemütlich und sehr romantisch, wenn die Buden dort nicht geöffnet sind, um 18.00 Uhr aber leider so hoffnungslos überfüllt wie das Brandenburger Tor zu Silvester.
Ach ja, Mensch, und die größte Neuigkeit überhaupt: der Weihnachtsmarkt geht dieses Jahr tatsächlich bis zum 23.12.! Da sind die Verantwortlichen ja wohl gleich über mehrere ihrer Schatten gesprungen, was? Herzlichen Glückwunsch zu dieser genialen, wenn auch etwas verspäteten Erkenntnis! Denn eins ist ja mal klar: wenn ich selber den hannoverschen Weihnachtsmarkt in der Altstadt auch nicht so sehr prickelnd finde, angenommen und gut besucht ist er auf jeden Fall - wie wir gestern zu unserem Leidwesen wieder feststellen mußten...
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