Montag, 1. Februar 2010

Schlechte Laune

Kennt ihr sie auch, diese permanente, in alle Gefühlsregungen kriechende schlechte Laune, die sich durch nichts wirklich abstellen lässt?

In meinem letzten Post dachte ich ja, den Grund für die "gebrauchten Tage" gefunden zu haben, aber irgendwie geht es mir immer noch nicht besser...

Ich habe das Gefühl, dass alle Emotionen irgendwie sehr schnelllebig sind. Kaum freue ich mich über etwas, ist es auch schon wieder zuende. Nachhaltigkeit: Fehlanzeige. Ein Frühstück mit Steffanie zum Beispiel bringt mir richtig gute Laune, aber kaum bin ich wieder zuhause, kommt auch ziemlich schnell der alte Trott wieder...die Sehnsucht nach dem Couch-Gammeln. Obwohl - Sehnsucht ist da wohl das falsche Wort. Es ist schon fast mehr eine Art von Apathie. Ich könnte ja verstehen, wenn man keine Lust hat, sich den üblichen Haushaltsdingen zu widmen, aber ich habe ja noch nicht einmal Lust, zur Fernbedienung zu greifen und das Programm umzustellen. *lach*

Und kaum hast Du mal einen wirklich glücklichen Moment und versuchst, ihn festzuhalten, da ist er auch schon wieder weg. Übertrieben ausgedrückt, funktioniert mein Glücksempfinden derzeit etwa so: ich habe mir am Freitag nach dem herrlichen Frühstück mit Frank und Steffanie auf dem Weg nach Hause zwei Frühlingssträuße gekauft und mich darauf gefreut, sie in eine schöne Vase zu stellen. Als sie mich dann so aus der Vase anlächelten, dachte ich: ja, ganz hübsch, aber die brauchen bestimmt jeden Tag Wasser...das ist doch depremierend, oder? Und ich kann da noch nicht mal gegenandenken, weil ich immer dabei bin, schlechte Gedanken einfach nur wegzudenken. Dadurch ergibt es sich, dass ich am liebsten gar keine Gedanken mehr fasse, weil es ja schlechte sein könnten. Und schöne Gedanken sind einfach derzeit zu kurzlebig, als dass sie mich nachhaltig positiv stimmen könnten. Es gibt sie, durchaus...der Sonntagsspaziergang in die Stadt, um einen Kaffee im Balzac zu trinken, die leckeren Rouladen, die mein Schatz gekocht hat, die Katzen, die mir immer die Leseplätze wegnehmen und sich in den seltenen Sonnenstrahlen räkeln, die Meise, die auf dem Balkon an den Ernussstücken herumpickt, ein schöner Film im Fernsehen, bei dem mal wieder die Tränen kullern oder auch einfach der Kaffeeduft, der morgens durch die Wohnung zieht.

Aber das ist alles so vergänglich und wenig dauerhaft aufheiternd. Ich vermisse meine richtig gute Laune, die aus den Tiefen meines Herzens kommt und ein natürliches Lachen in mein Gesicht zaubert. Das ist einfach zu selten.
Kennt ihr dieses Gefühl, dass euer Gesicht eine nichtssagende Maske ist, mit strengem Blick und hängenden Mundwinkeln? So fühle ich mich derzeit. Okay, eigentlich habe ich dieses Gefühl öfter, aber dann wird es mir bewusst und ich unternehme etwas dagegen. Aber im Moment fällt es mir so selten auf, dass ich mit diesem Gefühl herumrenne, und dementsprechend wehre ich mich auch nicht.

Ich habe sogar wieder mit dem Lesen angefangen. Das letzte Buch las ich lange vor meiner Krankheit, das ist also mit Sicherheit schon mehr als ein Jahr her. Diese Tatsache ist aber nicht ungewöhnlich bei mir - manchmal lese ich über ein Jahr lang gar nicht und dann 6 oder 7 Bücher kurz hintereinander. Neu ist aber, dass ich ganz bewusst mit dem Lesen angefangen habe, um zwischenzeitlich mal in eine andere Welt abzutauchen. Leider gefiel mir diese Welt nicht so hundertprozentig und auch das Buch hätte besser sein können, womit wir wieder bei meinen Miesepetrigkeiten wären. In allem finde ich mit zielstrebiger Sicherheit die negativen Dinge heraus. Es ist nicht so, dass ich sie suche, sie kommen einfach. Und ehe ich ihnen etwas positives entgegensetzen kann, haben sie sich schon ausgebreitet. Wahrscheinlich habe ich einfach zu wenig zu tun und es wird Zeit, dass ich langsam mal wieder arbeiten gehen kann...aber freue ich mich da wirklich drauf? Eigentlich nicht...hmmmm...

Nun gut, ich kann euch beruhigen, meine schlechte Laune ist jetzt auch nicht von der Sorte "ich könnte alles an die Wand schmeißen". Ich halte sie einfach aus und versuche, ihr etwas Schönes entgegenzusetzen. Das dauert momentan nur etwas länger. Ich bin sozusagen immer auf einem mittleren Laune-Level, als würde ich bestimmte Medikamente nehmen. Kaum Ausschläge nach oben, aber auch keine nach unten. Ist das positiv?

Eigentlich glaube ich ja, dass es mit der Jahreszeit zusammenhängt. Rückblickend kann ich mich an ähnliche Gefühle im Winter erinnern. Wahrscheinlich fehlt mir einfach das Serotonin. Dagegen spricht allerdings, dass es mir neulich nach einer Heißattacke auf drei Tüten Werther's Original (die mit der Karamellfüllung) auch nicht wirklich besser ging...


Wird wohl doch Zeit, dass es Frühling wird, dann kann man sich wenigstens mit der Frühjahrsmüdigkeit herausreden ;)

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