Dienstag, 5. Januar 2010

Ein Wintermärchen

Hier folgt nun die Fortsetzung meines Winterspazierganges.


Zu jenem Zeitpunkt, als ich den machte, ahnte ich ja noch nicht, dass sich das mit dem Schnee noch toppen ließe...


Hier also mein Wintermärchen:


Es war einmal eine Jahreszeit, die sich etwas besonderes wünschte für ihre Monate. Nicht, dass sie großartig herausragen wollte aus den anderen, aber sie wollte zumindestens gleichwertig sein.
Das Frühjahr hatte ein frisches Grün und die ersten bunten Blumen, der Sommer hatte die hoch am Himmel stehende Sonne, die ihre Wärme ausbreitete und die Menschen am Tage baden und an milden Abenden gemütlich beisammen sitzen ließ und der Herbst hatte all das bunte Laub und die Früchte, mit denen er üppig um sich schmeißen konnte.
Und was hatte der Winter? Dunkelheit, Kälte und kahle Bäume...
Das war nicht schön, fand er, und bat Mutter Erde um Hilfe - sie möge sich doch irgendetwas ausdenken, dass auch ihn zu einer besonderen Jahreszeit mache.
Und Mutter Erde tat ihm den Gefallen.
Sie schickte den Schnee, der sich in den Monaten des Winters manchmal auf ihr niederliess und die kurzen, dunklen Tage etwas heller machte.




In kleinen, zarten Flocken senkt er sich dann langsam herab und bedeckt alles mit einer weiß leuchtenden Pulverschicht.



Brücken und Wege werden zu verwunschenen Pfaden in die Stille.










In keiner anderen Jahreszeit sind Bäume und Sträucher so herrlich wattegleich betupft.



 

Großflächig breitet sich ein sanftes, weißes Tuch auf Mutter Erde aus und nur die vorwitzigsten und frechsten Äste und Zweige schauen neugierig daraus hervor.





Sie sind die Ehrengäste der winterlichen Verwandlung und genießen die Stille und die Schönheit der verzauberten Landschaft.





Ab und zu lugt sogar noch sehr verstohlen etwas Grün unter dem Schnee hervor und nickt mit seinen im Wind wehenden Blättern dem Wanderer höflich zu.




"Oh wie schön!", sprach da der Winter ganz entzückt. "Dieser herrliche Zuckerguss allen Ortes. Aber was ist mit dem Wasser? Das schaut noch so dunkel und so trübe drein..."



"Dunkel und trübe?", fragte Mutter Erde verdutzt. "Siehst Du denn nicht, wie herrlich sich die schneebedeckten Äste darin spiegeln?"









"Oh!", sagte da der Winter."Doch, jetzt sehe ich es! Aber so schön sieht es nicht überall aus. Kannst Du nicht auch die anderen dunklen Stellen im Wasser verschönern?"
"Doch, natürlich kann ich das", atwortete Mutter Erde und begann sogleich, das Wasser mit einer hauchdünnen Eisschicht zu überziehen.







Überall knisterte und blitzte es und die Sonne spiegelte sich übermütig in der zugefrorenen Fläche.





Und dort, wo das Eis noch einen Spalt übrig gelassen hatte, tupfte Mutter Erde noch ein paar Enten hinein, damit das dunkle Wasser etwas fröhlicher dreinschaute.




Jetzt war der Winter zufrieden. Endlich hatte er auch seine Besonderheit. Glücklich umarmte er Mutter Erde, lehnte sich zufrieden zurück und genoss seine weißen Tage.





Denn er wusste nur zu gut, dass er bald die ganze Pracht an den Frühling abtreten musste.
Aber bis dahin war noch etwas Zeit...

Und so kommt es, dass der Winter gelegentlich noch immer Schnee und Eis über Mutter Erde ausbreitet, denn wenn er nicht gestorben ist, so schneit es noch heute...





2 Kommentare:

SchneiderHein 2 hat gesagt…

Einfach schön und wie verzaubert. doch ich mag Winter!
Liebe Grüße und einen wunderschönen Winter-Sonntag
Silke

So, und nun lese ich Teil 2 ...

Klaus hat gesagt…

Liebe Silke,

es ist schön, jemanden zu finden, der den Winter mag...die meisten schimpfen ja nur ;)

Ich sende dir ebenfalls liebe Grüße,

Klaus