Montag, 25. Januar 2010

Gebrauchte Tage

Also, es gibt so Tage, die hat man morgens doch als "gebraucht" angedreht bekommen, oder?


Ja, guten Morgen, darf ich dir einen gebrauchten Tag anbieten? Der vorherige Nutzer hat die tollen Sachen rausgelebt...jetzt benötigt er ihn nicht mehr. Brauchst auch nix für bezahlen außer ganz viel Nerven und Geduld...


Irgendwie sagt man da wohl manchmal "ja", ohne es zu merken...


Mein "ja" deutete sich die ganze letzte Woche schon irgendwie an, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Immer mal hier und da ein Zeichen, dass etwas ganz Bescheidenes bevorsteht. Aber ICH musste es ja mit "positivem Denken" probieren...aber ab und zu funktioniert selbst DAS nicht mehr *lach*


Ich gebe mal "Wetten dass...?!" die Schuld. Irgendjemand MUSS ja Schuld haben.
Nachdem ich mich auch am Samstag schon recht mäßig gefühlt hatte, beschloss ich, mir die Show im Schlafzimmer anzusehen. Da mein Mann zur Zeit Nachtschicht hat, hielt ich es für eine gute Idee, mal einen Abend auf Kuschelkurs mit den Katzen zu gehen. Das Gelaber von Herrn Gottschalk war wieder dermaßen lang-weilig (dieses Wort hat hier seine Bedeutung absolut verdient - es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis mal endlich die erste Wette kam), dass ich ziemlich bald in einen sanften Schlummer verfiel, noch ehe die Katzen wirklich registriert hatten, dass ihnen die Tür ins Schlafgemach ihrer Menschen offen stand.


Als Leila dann mit einem fröhlichen "Miauuuuu!" auf mich drauf sprang, war ich wieder wach. "Wetten dass...?!" lief noch, also war es noch "heute"...dachte ich. Wie bescheuert...es ist immer "heute", naja...egal...was man so denkt nach dem Schlafen! *lach*
Der nächste war Lucky, der schon an der Schlafzimmertür nach mir rief, um zu schauen, ob überhaupt wer da ist. Ich antwortete in scheinbar perfektem "katzisch", er sprang aufs Bett und startete seine unnachahmliche Kopf-an-Kinn-reib-Schmuse-Orgie. Da kann es schon mal 20 Minuten dauern, bis er so liegt. "Wetten dass...?!" lief immer noch.
Der letzte war Tom - wie immer durch die "Hintertür". Er springt nicht direkt aufs Bett, sondern erst auf den Bettkasten am Kopfende, um dann einmal um uns herumzulaufen und dann erst ins Bett zu springen. Dumm nur, wenn da schon einer liegt. Dann muss man unter Protest wieder zurück auf die andere Seite.
Kaum lag auch Tom endlich an meiner Seite, begann mein Rücken zu schmerzen und ich musste mich auf die andere Seite drehen, was bedeutete, dass alle Katzen schmollend Leine zogen.
Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Ich beschloss, ohne Katzen doch besser schlafen zu können und machte die Schlafzimmertür zu. "Wetten dass?!" lief übrigens immer noch. Ich weiß noch, dass es um die Wahl zum Wettkönig ging, dann war ich wieder eingeschlafen.


Und um 2.00 Uhr war ich wieder wach. Keine Ahnung, warum, der Fernseher vielleicht? "Wetten dass?!" war zuende, lag's daran? Ich machte den Fernseher aus und die Augen zu. An einschlafen war nicht zu denken. *Grummel*
Ich unternahm meine üblichen Prozeduren: Fenster auf trotz der fürchterlichen Kälte, ein Stückchen Wurst essen, einen Schluck Wasser trinken, nochmal auf die Toilette gehen und wieder einmummeln. Na bitte...geht doch...*schnarch*


Leider wachte ich immer wieder auf, weil mich der Rücken piesackte. Als morgens um sechs mein Schatz nach Hause und ins Bett kam, beendete ich meine nicht so erfolgreiche Nachtruhe und überließ ihm die Stätte des Schlafes.
Gezeichnet von den letzten unruhigen Stunden musste ich auf jegliche Antriebskraft verzichten. Duschen? Nein, danke - noch nicht! Kaffee kochen? Hmmm...trinken schon, aber aufsetzen? Nein!. Erst mal sehen, was so in der Glotze läuft. Es ist Sonntag, da kann man sich mal gehen lassen...
Es gab viel Zeichentrick und die Regionalprogramme vom Vortag. Ich zappte und schnarchte mich durch die Programme, denn immer wieder nickte ich ein. Um halb 10 lag ich noch immer auf der Couch, in Bademantel und Decke eingemummelt und natürlich mit einer schlafenden Katze auf mir drauf, einem Kater im Arm und einem an den Füßen. Ja, DIE hatten ihren Spaß!
Der Fernseher zeigte mir jetzt jede Menge Wintersport. Aktivitäten? Sollte ich mich davon animieren lassen? Ach nein, ging ja nicht, ich konnte ja die Katzen nicht einfach hochscheuchen *grins*
Und was hätte ich auch machen sollen - ich hatte ja zu nichts Lust. Nicht einmal der Computer lockte mich...Treppe steigen...auf die Galerie...wie ätzend!
Irgendwann schaffte ich es dann doch, wenigstens einen Kaffee zu kochen (man muss ja ab und zu mal auf die Toilette und wenn man dann schon mal steht...). Es war mittlerweile Mittag, Frank stand wieder auf, wir spätstückten...und nahmen weiter teil an der visuellen Aufarbeitung des wintersportlichen Geschehens. Mittlerweile hatte ich vom Rumgammeln solche Rückenschmerzen bekommen, dass ich weder liegen noch sitzen konnte. Die Schmerzen strahlten aus in den Kopf, ich nahm zwei Tabletten, hoffte, dass es mir bald wieder besser gehen würde, irrte mich damit aber gewaltig.


So, nun hatte ich alles beisammen: Lustlosigkeit, Schmerzen, Ärger über meine eigene Faulheit, die mich soweit gebracht hatte und das Selbstmitleid, dass es mir jetzt so beschissen ging. Für viele mag das jetzt vielleicht befremdend klingen, aber in so einer Situation gehe ich immer gerne unter die Dusche. Das heiße Wasser in Verbindung mit dem Massagestrahl und den kühlen Fliesen, an die ich meinen schmerzenden Kopf anlehnen kann, bringt mich oft auf andere Gedanken. Gestern nicht!


Handball fing an - Deutschland gegen Frankreich. Ich konnte immer noch nicht liegen oder sitzen. Der einzige Ort, der mir Schmerzfreiheit bescherte, war mein Gymnastikball. Aber der ist fürchterlich unbequem! *lach*
Ich beschloss, etwas ganz Radikales zu tun: ich zog mich an, verabschiedete mich von meinem weiter Handball schauenden Mann und wagte mich in die eisige Kälte des beginnenden Winterabends. Brrrrrrrrr - war das kalt! Aber die Wunderheilung der Kopfschmerzen blieb leider aus und wenn ich die Hände in die Taschen steckte, tat der Rücken weh - naja, und wenn ich die Hände NICHT in die Taschen steckte, taten mir DIE weh, weil ich die Handschuhe vergessen hatte.
Ich wollte in die Innenstadt. In den Leineauen, wo ich mir sonst gerne mal den Frust und eventuelle Schmerzen "abspaziere", gibt es keine Beleuchtung und ich befürchtete, mich dort zusätzlich zu all meiner Unbill auch noch langzulegen auf irgendwelchen eisigen Relikten der letzten Schneetage. 
Der direkte Weg in die City erschien mir irgendwie zu langweilig und ich entschied mich für Umwege - da bin ich Spezialist drin! ;) Nach etwa halber Strecke zog mir die Kälte durch die Jeans. Ein unangenehm frostiger Wind wehte mir seltsamerweise IMMER entgegen und ließ meine Oberschenkel auskühlen und meine Augen tränen. Umkehrgedanken durchzogen meine Gehirnwindungen, aber ich blieb den Windungen der Straßen treu und näherte mich Kurve für Kurve der Innenstadt Hannovers.
Meine Kopfschmerzen war ich noch immer nicht losgeworden. Manchmal, dachte ich, hilft da ja auch richtig scharfes Essen. Ich lenkte meine Schritte durch die Altstadt zum Kröpcke und letztlich zum Griechen in der Nähe des Hauptbahnhofs. Hier gab es eine einigermaßen scharfe Soße und Appetit auf einen Girosteller und eine Cola hatte ich auch - wenigstens etwas: ich hatte noch Hunger! Einziges Handicap: der Krater in meinem Backenzahn, da mir am Freitag abend ein riesiges Stück Füllung im Dreikornbrot hängengeblieben war. Ausgerechnet heute war das Fleisch wesentlich weniger zart als sonst, dafür aber deutlich stärker gewürzt - ZU stark gewürzt für meine Begriffe, aber ich durchschaute die Absichten des Ladeninhabers und widerstand dem Drang, einen weiteren halben Liter Cola zu bestellen. Es war viertel nach sieben. Ich hatte den Wunsch, Frank noch einmal in den Arm zu nehmen, bevor er zur Arbeit fuhr. Also trottete ich satt, aber noch immer mit Kopfschmerzen zur Straßenbahn und ließ mich nach Hause fahren.
Ohjeh...die Treppenstufen in den vierten Stock waren gar nicht gut. Der Gnom mit dem kleinen Hammer in meinem Kopf klopfte mal kurz an die Schädeldecke und protestierte gegen so viel Blut in seiner unmittelbaren Nähe. Ich verschnaufte einen Moment, schloss dann aber die Tür auf und meinen Schatz in den Arm. DAS war doch mal was schönes!


Ich griff noch ein zweites mal zu meinen Schmerztabletten und dachte daran, was ich im Krankenhaus damals alles geschluckt hatte. Da war noch etwas Luft... *lach*
Frank musste los - ich war allein, zwar nicht mehr lustlos und depremiert, aber noch immer mit einem Brummschädel. Doch auch die Rückenschmerzen hatte ich wohl vorerst erfolgreich wegtherapiert - mit was auch immer. Gedanken an den Computer schlichen sich ein. Sollte ich noch kurz hoch und mich etwas um die Blogs kümmern? Ich hatte ja teilweise schon lange nichts mehr geschrieben. Doch der Gedanke an eventuell zurückkehrende Schmerzen im Rücken schreckten mich ab. Da kam mir eine hervorragende Idee: ich könnte ja mal wieder etwas lesen! Kürzlich hatte ich mir doch zwei neue Fantasy-Bücher gekauft. Warum also nicht in den Flur an das große Balkonfenster setzen und in fremde Welten abtauchen. Vielleicht hätte man den Gnom mit seinem Hammer im Kopf mit einer netten Geschichte ablenken können. Aber wo war das Buch? Der zweite Teil lag da noch, der erste fehlte...das konnte nur bedeuten, dass...Frank das Buch mit zur Arbeit genommen hatte. Okay, also NICHT lesen, auf was anderes hatte ich keine Lust. Es MUSS dann ja auch immer genau DAS Buch sein...


Die Tagesschau lief. Sonntag? Dann gab es doch sicherlich gleich einen "Tatort"...ich entschied mich dafür, von diesem Tag die Nase voll zu haben und ihn abzuhaken unter der Rubrik "gebraucht". Ich machte den Fernseher aus, löschte das Licht in der Wohnung, verzog mich schnellstens ins Schlafzimmer, damit die Katzen nichts merken, kuschelte mich in mein Bett und schaute mir den Tatort an, der von seiner psychodelischen Machart her an diesem Abend sehr gut zu mir passte.
Als der Krimi zuende war, machte ich auch im Schlafzimmer Fernseher und Licht aus, lauschte den ab und zu vorbeifahrenden Autos und Straßenbahnen, stellte kurz vor dem Einschlafen erstaunt fest, dass der Gnom in meinem Kopf auch schlafen gegangen war und verabschiedete mich ins Land der unbekannten Träume.


Heute morgen wachte ich um halb fünf auf, als das Radio anging. Ich war relativ munter, hatte zwar noch Rücken-, aber keine Kopfschmerzen mehr, genoss es, mich noch für einige Zeit in die Kissen einzubuddeln, stand dann aber schnell auf, um nicht noch so einen Gammeltag erleben zu müssen. Wäre ja aber auch gar nicht gegangen, denn schließlich musste ich heute schnellstens zum Zahnarzt und zur Krankenkasse (DAK - die "Tabu brechenden" Zusatzbeitragserstlinge - schämt euch!) und zum Einkaufen und zum...ach nein, das war's.


Am Ende steht ja immer die Frage nach der Moral von der Geschicht'. In diesem Falle würde ich mal sagen: wer sich regt, der rostet nicht!


Hätte ich meinen Hintern eher hochbekommen, wäre mir vermutlich einiges erspart geblieben. Faul sein muss nicht immer schön sein! ;)

linie-0289.gif von 123gif.de

3 Kommentare:

SchneiderHein 2 hat gesagt…

Tja, ich tippe mal 'Wetten das' war wirklich der Anfang vom Übel...

Ich hatte heute gegen 3 Uhr auch so eine launemordende schlaflose Grübelnacht. Allerdings lagen unsere Miezen mal so selig Hintern an Hintern am Fußende, dass ich mir nicht gleich den Laptop ins Bett holen wollte und schlief teilweise wieder genervt ein.
Nun steht der Kaffee neben dem Bett, die Maus liegt im Arm, und nachdem ich 'Glück ist ...' von 20 bis 17 nochmals gelesen habe und nun auch diese Geschichte, werde ich jetzt wohl noch ein wenig im Internet stöbern oder posten. Rausgehen - würde meinem Rücken zwar auch sehr gut tun, aber nee, wenn heute nur ganz ganz kurz für ein paar Fotos in den Garten. Schließlich soll es ja heute noch mehr brrr als gestern sein. Beim Glück hängt ja wirklich viel davon ab, was man selbst aus seinem Tag macht/ machen kann. Also bleibt der Fernseher schon mal aus!
Liebe winterliche Grüße von quasi nebenan
Silke

Anonym hat gesagt…
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