Er sagt dir, dass draußen ein ganz fürchterliches Wetter ist und du im kuscheligen Bett viel besser aufgehoben bist. Er schaltet dir sogar den Fernseher an, der kleine Teufel, damit du gar nicht erst auf den Gedanken kommst, den Tag für dich und deine Aktivitäten zu entdecken.
Du schaust die Regionalprogramme des gestrigen Tages, greifst dann doch irgendwann selbst zur Fernbedienung und zappst, immer noch gähnend, durch die Programme. Kaffeedurst und Lust auf Dusche machen sich bemerkbar, aber der kleine Teufel namens Faulheit gaukelt dir weiterhin vor, dass du im Bett viel besser aufgehoben bist. Heftig lässt er die Regentropfen an deine Fenster prasseln und du kuschelst dich tief in deine weichen Kissen.
Dein Schatz ist längst aufgestanden. Du fragst dich, ob er wohl schon die Katzen gefüttert hat. Du streckst deine Nase aus der Bettenburg und hoffst darauf, den belebenden Duft von frischem Kaffee zu erschnuppern. Fehlanzeige! Die Schlafzimmertür ist zu und du riechst rein gar nichts...
Was ist schlimmer als der kleine Teufel namens Faulheit? Hehe, genau, sein größerer Bruder namens Neugier! Der hat es kurzzeitig geschafft, dich aus dem Bett und auch aus dem Schlafzimmer zu lotsen. Aber kaum hast du dir einen Kaffee eingeschenkt, sitzt Herr Faulheit auch schon wieder auf dem Becherrand und lotst dich auf den Stuhl vor deinem Computer. Der warme, kräftige Kaffee bringt zwar für kurze Zeit deine Energie in Schwung, aber Teufelchen Faulheit gaukelt dir vor, dass es für heute vollkommen ausreichend ist, die emails abzurufen und ein bissel im Netz zu surfen. Geistige oder körperliche Höhenflüge sind heute einfach nicht gefragt.
Dein Schatz geht zur Arbeit...im Gegensatz zu dir ist er auch samstags und sogar sonntags fleißig. Noch immer hängst du vor dem PC und klickst dich durch die Videos auf YouTube, nicht wirklich begeistert, aber du hast wenigstens das Gefühl, gerade unheimlich beschäftigt zu sein. Immer wieder fällt dir ein, dass du ja auch noch einkaufen musst - möglichst vor der Bundesliga. Aber da ist ja noch soooooooo viel Zeit, meint Teufelchen Faulheit und hält dir wieder die Maus entgegen, die du gerade abgelegt hast.
Die Katze erlöst dich kurzzeitig aus deiner Lethargie. Sie schleicht dir mauzend um die Beine und macht dich ganz eindringlich darauf aufmerksam, dass die erste Rutsche Futter aufgefressen ist. Der Teufel namens Faulheit protestiert zwar lautstark, aber gegen deine Katze kommt er nicht an. Und wenn du jetzt schon mal in der Küche bist, kannst du auch gleich ins Badezimmer gehen. Oh, soviel Aktivität ist aber gar nichts für Herrn Faulheit und er versucht verzweifelt, dir den Weg in die Dusche zu versperren. Leider kickst du ihn dabei versehentlich in die Kabine. Von oben bis unten mit dem noch kalten Wasser durchnässt, führt er sich auf wie Rumpelstilzchen am Lagerfeuer und zieht sich erst mal beleidigt in die wärmste Ecke der Wohnung zurück.
In Ruhe kannst du duschen, dich rasieren, dir die Zähne putzen und du schaffst es sogar, etwas zu frühstücken. Schnell ziehst du dich an und noch bevor Teufelchen Faulheit dir neue Flausen in den Kopf setzen kann, bist du auch schon auf dem Weg zum Einkaufen. Doch was wolltest du eigentlich holen? Du erinnerst dich nur an die nötigsten Dinge und bist dir sicher, dass der kleine Teufel da auch wieder seine Finger im Spiel hat. Und siehe da, als du den Einkauf in die mitgebrachten leeren Beutel verstauen willst, lacht er dir schelmisch daraus entgegen, nachdem er gerade noch dem Stück Butter ausweichen konnte, das du einpacken wolltest.
Er redet den ganzen Heimweg auf dich ein, dass das Wetter zu schlecht wäre, um zu Fuß nach Hause zu gehen oder gar noch in die Stadt zu fahren. Auch zuhause hält er dich ausdrücklich vom Staubsaugen oder sonstiger Hausarbeit ab. Schließlich ist Wochenende, meint der kleine Teufel, und da kann man auch mal ausspannen. So liegst du auf der Couch vor dem Fernseher und lässt dich von schlechten Programmen berieseln oder setzt dich vor den Computer und surfst lustlos durch das weltweite Netz. Du naschst Kekse und schaffst es gerade mal, dir noch einen Kaffee aufzusetzen. Den Gedanken, vielleicht doch noch mal kurz auf dem Weihnachtsmarkt vorbeizuschauen, wischt Herr Faulheit einfach fort mit dem Hinweis, dass es dort jetzt viel zu voll wäre.
Dein Verein hat heute auch nicht den besten Tag erwischt und verliert sein Auswärtsspiel deutlich mit 3:5. Das ist nicht gut für deine Moral, aber sehr gut für Teufelchen Faulheit, der jetzt noch leichteres Spiel mit dir hat und dich wieder vor den Computer setzt, um dir etwas die Zeit zu vertreiben...
Vom PC geht es dann wieder vor den Fernseher. Mittlerweile hat das Abendprogramm begonnen und das kannst du dir dann ja auch im Bett zuende anschauen. Dein Schatz ist mittlerweile längst zuhause und liegt neben dir, der hat ja schließlich auch gearbeitet.
Sonntag morgen, Kirchenglocken, der Radiowecker ist längst aus. Bei dem Klang der Glocken hat sich wenigstens das kleine Teufelchen verzogen und du kannst aufstehen. Deine drei Katzen begrüßen dich vor der Schlafzimmertür mit einem erfreuten "Miau! Mau!", was soviel heißt wie "HUNGER!" Du schenkst ihnen die nötige Aufmerksamkeit, kochst einen Kaffee und stellst dich unter die Dusche. Nach der Morgentoilette traut sich auch Teufelchen Faulheit wieder aus seinem Glocken-Exil und schlägt dir hinterhältig vor, wieder vor dem Computer Platz zu nehmen. Du ärgerst dich über deine eigene Trägheit, schon seit gestern, du merkst, dass du absolut nichts gebacken bekommst, aber du merkst auch, dass du überhaupt nichts dagegen unternehmen kannst. Der kleine Teufel hat einfach zuviel Macht über dich!
Dein Mann steht auf, du schaffst es wenigstens, dich mit ihm vor den Fernseher zu setzen (sonntags morgens gibt es immer Kinderprogramme...) und gemütlich einen Kaffee zu trinken, dann muß er zur Arbeit und du bleibst liegen - auf der Couch. Das kleine Teufelchen Faulheit hat jetzt auf Wintersport umgestellt und du merkst, wie schön warm es mit der Decke auf der Couch ist, während andere sich in Schweden durch den Schnee kämpfen...och und an Weihnachten erinnern die Bilder auch irgendwie, wenigstens vom Wetter her. Ja, der Teufel leistet ganze Arbeit. Einen ganzen langen Tag hat er dich schon im Griff. Mittlerweile ist es Mittag, aber er schafft es sogar, dir vorzugaukeln, dass du nicht einmal Hunger hast. Praktisch eigentlich: wer keine Kalorien verbraucht, soll auch keine zu sich nehmen...wenn da nicht die Kekse wären und der Zucker im Kaffee!
Es wird Nachmittag. Selbst die Katzen scheinen sich jetzt mit Herrn Faulheit verbündet zu haben. Abwechselnd liegen sie mal alleine oder zu zweit auf dir drauf oder in deinem Arm, schnurren dich voll und schläfern dich ein. Der kleine Teufel namens Faulheit sitzt siegessicher auf der Lehne des Sofas und blickt stolz und selbstzufrieden auf das Ergebnis seiner Wochenendarbeit herunter. Er hat es geschafft, dass du fast zwei Tage lang einfach so gar nichts Produktives getan hast, dich selber darüber zwar geärgert, aber dennoch nichts daran geändert hast. Du findest dich zum Kotzen, bekommst aber trotzdem deinen Hintern nicht hoch, weil es auf der Couch einfach zu bequem ist.
Doch wieder einmal sind es deine Katzen, die diesen Teufelskreis durchbrechen. Sie singen dir laut das Lied vom Hunger und auf dem Weg in die Küche stellst du erstaunt fest, dass ein Basilikum auch im Winter Wasser benötigt. Du versorgst deine Katzen, anschließend die Blumen und steigst noch einmal unter die Dusche, nicht zuletzt, um dir symbolisch die Trägheit vom Körper zu spülen. Argwöhnisch ob der nassen Erfahrungen bleibt das kleine Teufelchen Faulheit vor der Badezimmertüre sitzen und verliert somit an Einfluss. Du schmiedest in deinem Dusch-Asyl den kühnen Plan der Flucht, lässt zur Tarnung die Dusche laufen, während du dich anziehst und immer mehr Selbstsicherheit zurückgewinnst. Schließlich bist du mental so gut drauf, dass du die Dusche ausmachen, die Badezimmertür öffnen und dem kleinen Teufel namens Faulheit keck in sein entsetztes Gesicht lachen kannst.
"So, ich geh' jetzt!", schleuderst du ihm entgegen und verlässt stolz die Wohnung, gar nicht mehr auf sein Zeter und Mordio achtend. Du weißt genau, wohin dich deine Füße tragen werden, denn das wolltest du eigentlich schon das ganze Wochenende tun: du besuchst deine beste Freundin im Krankenhaus! Du freust dich darauf, sie in den Arm zu nehmen und du freust dich auf ihre strahlenden Augen, wenn sie dich sieht. Und du freust dich darauf, anschließend doch noch über den Weihnachtsmarkt zu bummeln oder wenigstens etwas essen zu gehen.
Du hast es letztendlich wieder einmal geschafft, den kleinen Teufel namens Faulheit zu besiegen, aber es hat dich fast zwei Tage deines Lebens gekostet...
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